Der Deutschlandtakt
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Der Deutschlandtakt
hat drei Ziele:
- Züge einer Linie fahren immer zur selben Minute los. Also um 8:10, 9:10 und so weiter.
- Züge unterschiedlicher Linien kommen gleichzeitig im Bahnhof an.
- Passt die Fahrzeit nicht zum Takt? Dann prüfen Fachleute: Geht es schneller?
- 2016 beauftragt das Verkehrsministerium Fachleute. Der 1. Deutschlandtakt von 2018 enthält: 31 statt 48 Minuten für Hannover–Bielefeld. 54 statt 76 Minuten für Hannover–Hamm. Verbände werden beteiligt.
- 2020 zeigen Gutachter: Der Ausbau von Hannover–Bielefeld für 31 Minuten Fahrzeit ist wirtschaftlich. Die Bahn plant mit diesem Ziel.
- Am 19. April 2021 erörterte das Plenum den Deutschland-Takt mit Florian Böhm (Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur), Ingulf Leuschel (Koordinierungsgruppe Deutschlandtakt beim BMVI ), Prof. Dr. Wolfgang Hesse (LMU München), Rainer Engel (Initiative Deutschland-Takt, Fahrgastverband PRO BAHN) und Philipp Schröder (SMA und Partner AG).
Integrierter Taktfahrplan. Was ist das?
Der Deutschlandtakt ist ein integrierter Taktfahrplan für ganz Deutschland. Integriert oder integral heißt hier abgestimmt. Alle Bahnlinien fahren aufeinander abgestimmt. Möglichst viele Nah- und Fernzüge kommen gleichzeitig im Bahnhof an. Fahrgäste steigen in alle Richtungen um. Weiter geht's. Am nächsten Bahnhof dasselbe. Wartezeit und Fahrzeit werden kürzer. Grenzen setzt aber die Zahl der Bahnsteige.
Taktfahrplan heißt: Die Züge fahren regelmäßig stündlich oder halbstündlich immer zur selben Minute. Also etwa um 8:05 Uhr, 8:35, 9:05, 9:35, 10:05 und so weiter. Der Blick in den Fahrplan wird überflüssig. Dazwischen fahren Güterzüge.
Die Züge beider Richtungen einer Linie sollen sich am Bahnhof treffen. (Also von Hannover nach Hamm und zurück). Das klappt, wenn Fahrzeit plus Umsteigezeit die Hälfte der Taktzeit beträgt. Oder ein Vielfaches davon. Beim 60-Minuten-Takt also 30, 60, 90 Minuten und so weiter. Beim 30-Minuten-Takt 15, 30, 45 Minuten und so weiter. Fahrzeit plus Umsteigezeit nennen Fachleute Kantenzeit.
Der Fahrplan und die Bahnstrecken müssen regelmäßig weiterentwickelt werden. Schließlich wurde 180 Jahre lang ohne Taktfahrplan geplant. Die Schweiz macht dies seit rund 40 Jahren. Mit Erfolg.
Wegen des Klimawandels dürfen wir keine Zeit verlieren. Wir müssen jetzt beginnen und den bundesweiten Deutschlandtakt umsetzen. Das fördert eine umweltfreundliche Alternative zu Flugzeug, Auto und Lastwagen.
Hannover–Bielefeld ist dabei das zentrale Projekt, um Ost und West besser zu verbinden.
Deutschlandtakt
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Klarer Takt: Züge fahren regelmäßig. Alle 30 oder 60 Minuten. Der Blick in den Fahrplan wird überflüssig.
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Integriert vor Ort: Züge kommen gleichzeitig im Bahnhof an. Kurze Wartezeit. Kurze Fahrzeit.
- Integriert im Netz: Der Takt klappt in vielen Bahnhöfen. Die Fahrzeit zwischen Bahnhöfen muss beim Stundentakt ein Vielfaches von 30 Minuten betragen. Also 30, 60 oder 90 Minuten. Dann treffen sich die Züge zur vollen oder halben Stunde in den Bahnhöfen. Für Hamm–Hannover sind 54 Minuten optimal. 6 Minuten für's Umsteigen.
54 Minuten Hannover–Hamm | 31 Minuten Hannover–Bielefeld
Wichtig sind vor allem die 54 Minuten Fahrzeit für Hannover–Hamm. Dann klappen der 60- und 30-Minuten-Takt. Denn in Hamm und Hannover treffen sich viele Fernzüge. Die nötigen 22 Minuten weniger Fahrzeit können wir vor allem durch Umbau der kurvigen und längeren Strecke Hannover–Bielefeld gewinnen. Das zeigt bereits ein Blick auf die Landkarte.
31 Minuten für Hannover–Bielefeld sind nicht optimal für den Deutschlandtakt. Aber da sich in Bielefeld keine Fernstrecken kreuzen, ist die Abweichung vom Ideal unter 30 Minuten vertretbar. Die meisten Anschlüsse zum Nahverkehr gelingen.
Bereits das Bundesschienenwegeausbaugesetz (BSWAG ) von 2016 plant mit "voraussichtlich acht Minuten" Zeitgewinn für den Deutschlandtakt. "Voraussichtlich"! Denn das Ministerium hatte erst wenige Monate vorher Fachleute beauftragt, den Deutschlandtakt zu entwickeln.
2018 legen die Gutachter den 1. Entwurf vor. Hannover–Bielefeld werden darin 17 Minuten schneller verbunden. Intensive Gespräche mit vielen Interessengruppen bestätigen die 17 Minuten. Nach dem 2. Entwurf wird grob die Wirtschaftlichkeit geprüft. Auch im 3. Entwurf stehen die 17 Minuten Zeitersparnis.
Der Ausbau von Bielefeld–Hamm auf Tempo 300 kann weitere 5 Minuten sparen. So wird Hannover–Hamm in 54 Minuten möglich. Das passt perfekt zum Deutschlandtakt.
Wenn bauen, dann mit wirtschaftlichem Nutzen
2020 bestätigen die Gutachter von Intraplan Consult und TTS Trimode: Die bauliche Umsetzung von 31 Minuten Fahrzeit bei Tempo 300 ist wirtschaftlich. Der Nutzen ist größer als die Kosten.
Nach der Fertigstellung werden je Jahr etwa 10 Millionen Fahrgäste die Strecke nutzen. So die Prognose. Diese 10 Millionen Fahrgäste profitieren von kürzeren Fahrzeiten. Wenn schon bauen, dann mit großem Nutzen.
Beim Deutschlandtakt addieren sich Fahrzeitgewinne. Aus 17 Minuten für Bielefeld–Hannover werden für Reisende zwischen Münsterland und Sachsen-Anhalt bis zu 42 Minuten Gewinn. Berlin–Düsseldorf gewinnt 40 Minuten.
Und obwohl der Anschluss von Bielefeld nach München weiterhin in Hannover verpasst wird, sinkt die Fahrzeit um 40 Minuten. Die Fahrgäste profitieren vom neuen Halbstundentakt und dem geplanten Neubau Würzburg–Nürnberg. Ebenfalls ein Vorschlag des Deutschlandtakts. Diese Gewinne an Zeit nützen auch den Menschen auf dem Land, die mit dem Nahverkehr starten.
Passen auch andere Fahrzeiten als 31 Minuten zum D-Takt?
Grundsätzlich sind andere Fahrzeiten als 31 Minuten für Hannover–Bielefeld denkbar. Aber: Der vorliegende 3. Entwurf des Deutschlandtakts beruht auf vier Jahren gutachterlicher Arbeit und intensiven
Die Planung berücksichtigt 990.000 Knoten und 1.000.000 Kanten im komplexen deutschen Schienennetz. Alles ist mit allem verbunden. Wird eine Stelle geändert, dann ändern sich viele andere Stellen. Die Arbeit beginnt von Vorne.
Bei kleineren Änderungen mit wenigen Minuten könnten Gutachter prüfen: Passt das in den bestehenden Deutschlandtakt? Können wir ein paar Minuten schieben?
Größere Fahrzeitänderungen wie 41 statt 31 Minuten erfordern hingegen umfassende Änderungen am gesamten Deutschlandtakt.
Wichtig ist: Auch für 41 Minuten braucht es
Die Gutachter haben beim 2. Entwurf des Deutschlandtakts gezeigt: Ausbauten zwischen Hannover und Magdeburg zur Beschleunigung des Fernverkehrs sind unwirtschaftlich. Im übrigen wurde der reine Ausbau des Bestands "ABS Minden–Haste/ ABS/NBS Haste–Seelze" bereits 2010 vom Bundesverkehrsministerium als unwirtschaftlich verworfen.
Die Umsetzung des Deutschlandtakts soll nicht mit unwirtschaftlichen Baumaßnahmen belastet werden. Wer die 31 Minuten für Hannover–Bielefeld wesentlich ändern möchte, muss den Deutschlandtakt neu entwerfen mit unklarem Ausgang und vielen Jahren Verzögerung.
Deshalb plant die Bahn jetzt. Deshalb untersucht die Bahn alle Möglichkeiten: Bestandsausbau. Neue Trassen-Alternativen. Kombi-Lösungen. Deshalb beteiligt die Bahn die Region von Beginn an.
Am Ende entscheiden Behörden und Bundestag, was umgesetzt wird.
Wer hat den Deutschlandtakt entwickelt?
Der Deutschlandtakt und seine Umsetzung hat viele Väter und Mütter. Die aktuelle Diskussion geht auf das Jahr 2008 zurück. 2008 gründeten sechs Personen aus dem Verkehrsbereich die Initiative Deutschlandtakt. 2009 und 2013 stand der Deutschlandtakt in den Koalitionsverträgen. 2016 beauftragte die Bundesregierung Fachleute mit der Planung.
Die Zwischenergebnisse, Varianten und Ergebnisse zum Deutschlandtakt diskutierten die Gutachter mit der AG1 des Zukunftsbündnisses Schiene. Jetzt heißt diese Gruppe Koordinierungsgruppe Deutschlandtakt. Hier hinterfragen Interessengruppen die Gutachterentwürfe. Beteiligt sind:
- Allianz pro Schiene
- Allrail
- Bundesarbeitsgemeinschaft Schienenpersonennahverkehr (BAG-SPNV , 4 feste Aufgabenträger)
- Bundesländer, geführt vom Land das Verkehrsministerkonferenz vorsteht
- Bundesnetzagentur
- Bundesverkehrsministerium
- DB AG
- Eisenbahnbundesamt
- Flixtrain
- Gewerkschaft der Lokomotivführer Deutschlands
- Mofair (Bündnis für fairen Wettbewerb im Schienenpersonenverkehr, Hans Leister)
- Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE)
- Pro Bahn (Fahrgastverband)
- Verkehrsclub Deutschland (VCD)
Als Gutachter wirken mit: sma und Partner (Schweiz), VIA Consulting&Development GmbH, Intraplan Consult GmbH, Verkehrswissenschaftliches Institut der RWTH Aachen, CP/COMPARTNER und Universität Passau, Lehrprofessur für Öffentliches Recht.
Chronologie des Deutschlandtakts
Die Schweiz führt einen nationalen Taktfahrplan ein. Seither wird dieser Fahrplan alle paar Jahre weiter optimiert. Zuletzt haben die Schweizer beispielsweise in Zürich einen zusätzlichen Tunnel für den überlasteten Hauptbahnbahnhof gebaut.
Im Frühjahr 2008 gründen sechs Personen die "Initiative Deutschlandtakt". Die gemeinsamen Ziele: Bahnfahren soll attraktiver werden. Mehr Menschen sollen die umweltfreundliche Bahn nutzen.
Der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und FDP nimmt den Deutschland-Takt auf. "Wir werden die Vorschläge zur Einführung eines Deutschlandtaktes im Schienenpersonenverkehr einer sorgfältigen Überprüfung unter Beteiligung der Länder unterziehen." (WACHSTUM. BILDUNG. ZUSAMMENHALT. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und FDP, 2009)
Im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD wird der Deutschland-Takt als Ziel aufgenommen. "Die Planung der Schienenwege werden wir am Ziel eines Deutschland-Takts mit bundesweit aufeinander abgestimmten Anschlüssen sowie leistungsfähigen Güterverkehrstrassen ausrichten." (Deutschlands Zukunft gestalten. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, 2013: Seite 31)
Die 2013 beauftragten Fachleute vom Institut für Verkehrswesen, Eisenbahnbau und -betrieb der Technischen Universität Braunschweig zeigen: Ein Deutschland-Takt ist betrieblich, technisch und rechtlich machbar.
Das Bundesverkehrsministerium (BMVI) legt den Bundesverkehrswegeplan für die Zeit 2030 und später vor. Erstmals plante das BMVI mit breiter Öffentlichkeitsbeteiligung. Der Plan ist die Grundlage für das Bundesschienenwegeausbaugesetz.
Zeitnah zur Fertigstellung des Bundesverkehrswegeplans beauftragt das Bundesverkehrsministerium (BMVI) Gutachter. Die Gutachter sollen einen integrierten Taktfahrplan für das deutsche Schienennetz entwickeln - den Deutschland-Takt.
Am 23.12.2016 beschließt der Bundestag das Bundesschienenwegeausbaugesetz. In der Anlage zu §1 werden die vordringlichen Projekte aufgelistet. Dazu gehört "ABS/NBS Hannover–Bielefeld". Mit einer Fußnote wird ergänzt: "Ohne Querung Seelze-Süd und ohne Tunnel Jakobsberg unter der Maßgabe, dass die für einen Deutschland-Takt erforderliche Fahrzeitverkürzung von voraussichtlich acht Minuten erreicht wird." (Der 1. Entwurf des Deutschlandtakts von 2018 konkretisiert die Fahrzeit auf 17 Minuten.)
Bereits im 1. Entwurf des Deutschland-Takts stehen für Hannover–Bielefeld 31 Minuten Fahrzeit. 17 Minunten schneller als heute. Für Hannover–Hamm 54 Minunten plus sechs Minunten für's Umsteigen. Für Hannover–Hamm passt der Takt. Die etwas zu lange Fahrzeit für Hannover–Bielefeld ist verschmerzbar. Denn die meisten Züge des Nahverkehrs werden in Bielefeld erreicht. Und kreuzende Fernzüge gibt es nicht.
Nach dem 2. Entwurf des Deutschlandtakts schätzten die Gutachter grob die Wirtschaftlichkeit der Baumaßnahmen. Baumaßnahmen mit höheren Kosten als Nutzen wurden aus dem Deutschlandtakt herausgenommen. Die beschleunigenden Maßnahmen zwischen Berlin und Dortmund werden weiter betrachtet. Das gilt auch für Hannover–Bielefeld.
Im 3. Entwurf haben die Gutachter grobe Kostenbetrachtungen und Anregugnen von Interessengruppen eingearbeitet. Am 15. Juli wird der Entwurf in einer Akteurskonfernz besprochen. Die 31 Minunten für Hannover-Bielefeld und 54 Minunten für Hannover-Hamm bleiben erhalten.
Im Sommer 2021 wollen die Gutachter genauere Aussagen zur Wirtschaftlichkeit aller baulichen Maßnahmen vorlegen. Für Hannover-Bielefeld hatten Fachleute diese Betrachtungen im vorhinein vorgenommen. So konnten die Planungen bereits Ende 2020 beginnen.
93 Fragen und Antworten zum Thema lesen
Für den bahnsteiggleichen Umstieg sind in Hannover Hauptbahnhof 5 Minuten vorgesehen.
Außergewöhnliche Wetterphänomene oder Streckensperrungen, die den Eisenbahnbetrieb erheblich beeinträchtigen, können in den langfristigen Planungen zum Deutschlandtakt
zunächst nicht berücksichtigt werden. Dazu sind die Themen auch zu selten und örtlich zu variabel.
Um das Thema von Großstörungen angemessen zu beleuchten, ist es denkbar, nach dem Konzeptentscheid und dem Infrastrukturentscheid für den ungestörten Basisfall Störfallkonzepte zu erarbeiten, die mögliche Störfälle zusammenfassen und dann Routinebetriebsverfahren nahelegen, die bei der Disposition dann zur Anwendung kommen. Dies bewährt sich schon heute bei hochausgelasteten Streckenabschnitten wie z.B. der Korridor Köln – Duisburg – Dortmund oder S-Bahn-Systemen.
Typischerweise werden diese Störfallkonzepte aber erst entwickelt, wenn die Konzepte abgestimmt sind, und sollten jährlich vor dem Fahrplanwechsel aktualisiert werden. Methodisch ist es auch zulässig und empfohlen, für Störfälle Infrastruktur abzuleiten, z.B. Weichenverbindungen, um in geeigneten Bahnhöfen Züge wenden lassen zu können. Im Sinne einer stufengerechten Planung sind dies aber der konzeptionellen Angebotsplanung nachgelagerte Arbeitsschritte.
Die (Mindest-) Umsteigezeiten legt die DB Station und Service fest. Dabei wird nach bahnsteiggleich und nicht bahnsteiggleich unterschieden. Der Berechnung dieser Umsteigezeiten liegt eine Methodik zugrunde, die im Deutschlandtakt nicht verändert wurde. Sie berücksichtigt Weglängen, Belastungen zu Stoßzeiten, Treppen usw. Die Zeiten für Großknoten sind auf den Netzgrafiken angeben.
In Hannover Hauptbahnhof besteht die Besonderheit, dass als Folge des Angebotskonzepts eine zweite Fahrgast-Unterführung fahrplanbasiert abgeleitet ist. Diese dient auch der Kapazitätserweiterung für den Fahrgastwechsel. Dies ermöglicht, die Umsteigewege zu kürzen und damit die Umsteigezeiten zu verkürzen. Dies schafft neue Anschlussverbindungen und damit erhebliche Reisezeitverkürzungen auf ausgewählten Relation en. Die in Hannover dadurch neu mögliche Umsteigezeit ist eine Annahme von SMA und orientiert sich an vergleichbaren Großbahnhöfen mit mehreren Unterführungen.
Die Fahrzeiten enthalten gemäß den Vorgaben der DB Netz AG Regelzuschläge (die abhängig von der Zuggattung sind und 3 – 6% betragen, bezogen auf die technisch mögliche Fahrzeit) und Bauzuschläge. Hinzu kommen Biegezuschläge zur Synchronisation von Fahrlagen.
Hannover Hauptbahnhof ist wie andere Großbahnhöfe systembedingt ein Engpassfaktor. Wie jeder Engpass muss ein Bahnhof wie Hannover daher intensiv im Rahmen von Zielfahrplänen ausgeplant werden. Aus diesem Grund ist die Gleisbelegung für Hannover im Deutschlandtakt makroskopisch ausgeplant. Dies bedeutet, dass die Haltezeiten der Züge und Zeitwerte für die Ein- und Ausfahrt berücksichtigt sind, so dass die tatsächliche Dauer der jeweiligen Gleisbelegungen abgebildet und grafisch dargestellt sind. Nur die Abbildung der Gleisbelegung stellt die makroskopische Umsetzbarkeit der Planungen sicher. Aus diesem Grund ist es zwingend, die örtlichen Gegebenheiten von Großbahnhöfen zu berücksichtigen.
Die idealtypische Umsetzung eines Integralen Taktfahrplans (ITF) ist in Deutschland in sehr großen Knoten wie Hannover Hauptbahnhof meist nicht sinnvoll.
Aufgrund der Menge der Zuläufe, der vielen Züge und der entsprechenden Zugcharakteristiken würden für einen idealen Knoten sehr lange Aufenthaltszeiten für die einzelnen Züge entstehen. Wesentlicher Treiber sind bestmögliche Richtungsanschlüsse und Korrespondenzen für die nachfragestarken Verbindungen. Dies ist in Hannover entsprechend den Rückmeldungen der Interessengruppen überwiegend gelungen.
Die Planungen zum Deutschlandtakt enthalten die üblichen Pufferzeiten. Für Umsteigezeiten sind die Planungsparameter der DB Netz AG getrennt nach bahnsteiggleichen und bahnsteigfremden Mindestübergangszeiten herangezogen worden. Um die Umsteigebeziehungen zu stärken und ausreichende Kapazität der Verkehrsflächen im Lichte der zu erwartenden Fahrgaststeigerungen zu gewährleisten, ist eine zusätzliche Unterführung in Hannover Hbf fahrplanbasiert abgeleitet worden. Diese dient auch der Kapazitätserweiterung für den Fahrgastwechsel.
Ja, Wegstrecken zwischen nicht nebeneinander liegenden Bahnsteigen sind bestmöglich und stufengerecht im Sinne einer konzeptionellen Planung berücksichtigt. Ohne diese Betrachtung wäre eine Ableitung von Infrastruktur im Knoten nicht möglich. Um die Umsteigebeziehungen zu stärken und ausreichende Kapazität der Verkehrsflächen im Lichte der zu erwartenden Fahrgaststeigerungen zu gewährleisten, ist eine zusätzliche Unterführung in Hannover Hbf fahrplanbasiert abgeleitet worden. Diese dient auch der Kapazitätserweiterung für den Fahrgastwechsel.
Die örtlichen Gegebenheiten zwischen nicht nebeneinander liegenden Bahnsteigen sind bei der Planung stufengerecht betrachtet worden. Es ist eine Gleisbelegung für den systematischen Verkehr durchgeplant worden. Um die Umsteigebeziehungen zu stärken und ausreichende Kapazität der Verkehrsflächen im Lichte der zu erwartenden Fahrgaststeigerungen zu gewährleisten, ist eine zusätzliche Unterführung in Hannover Hbf fahrplanbasiert abgeleitet worden. Die zusätzliche Unterführung erhöht auch die Kapazität für den Fahrgastwechsel. Es werden zudem, aufgrund des ausgeweiteten Mengengerüsts im Regionalverkehr, zwei zusätzliche Bahnsteiggleise fahrplanbasiert abgeleitet.
Bei den Planungen zum Deutschlandtakt wurden immer zuerst das Angebotskonzept für die Strecken und Anschlüsse auskonstruiert. Sofern das Ergebnis den Anforderungen an ein gutes Konzept entspricht, wurden erst im zweiten Schritt die die Gleisbelegungen betrachtet und auf die Realisierbarkeit hin untersucht (Prinzip: „Erst der Fahrplan, dann der Aus- und Neubau des Schienennetzes“). So wurden in Hannover aufgrund des ausgeweiteten Mengengerüsts im Regionalverkehr, zwei zusätzliche Bahnsteiggleise fahrplanbasiert abgeleitet, die in der planerischen Umsetzung sind. Ansonsten sind bei der Gleisbelegung auf Basis der makroskopischen Planung keine weiteren Engpässe erkennbar. Entlastend wirkt sich aus, dass auch zu den Minuten 15/45 zahlreiche Linien geplant sind. Es ist so während einer ganzen Stunde eine in etwa gleichbleibend hohe Gleisauslastung in Hannover Hauptbahnhof gegeben.
Der 3. Gutachterentwurf des Zielfahrplans sieht ebenfalls einen Doppelknoten vor, nur um 15 Minuten verschoben gegenüber der Fragestellung. Der vorgeschlagene Doppelknoten Hannover mit 0030NS/1545OW ist aus Sicht von SMA aus den folgenden Gründen nicht mit dem Ansatz des Deutschlandtakt s kompatibel:
- Der Nullknoten Magdeburg wird nicht oder nur mit bereits bei der Grobbewertung des zweiten Gutachterentwurfes als unwirtschaftlich identifizierten Maßnahmen erreicht. Der Knoten Magdeburg ist aber ein wesentliches Element der Planungen (und der Abstimmungen) mit den östlichen Bundesländern. Nahezu alle Verkehre in Sachsen-Anhalt und in Westsachsen orientieren sich an diesem Knoten. Dies gilt auch für Verkehre nach Brandenburg und Mecklenburg.
- Die Anschlüsse von Bremen nach Berlin und München sollen stündlich stattfinden. Da sie nur stündlich vorhanden sind, müssen beide mit Umsteigezeiten in Hannover Hbf im Bereich von 8-10 Minuten erfolgen, nach Möglichkeit bahnsteiggleich auch kürzer. Dies ist nur möglich, wenn die Linien nach Berlin und München beide im 30-Knoten liegen wie im 3. Gutachterentwurf. Damit liegt die stündliche Fernverkehrslinie nach Bremen auch im 30-Knoten fix. Die Drehung des Knotens gemäß Prof. Hesse sieht eine Ausweitung des Mengengerüsts nach Bremen vor, dies ist mit den Stakeholdern nicht abgestimmt und vermutlich nicht wirtschaftlich.
- Gleiches gilt für die Anschlüsse aus Richtung Amsterdam sowie aus Minden, die im 30-Knoten Hannover eingebunden sind.
- Der Halbknoten 0030NS/1545OW sieht eine um 15 Minuten geänderte Fahrlage der Linien Hamburg – Hannover – Frankfurt – Mannheim – Basel/München vor. Dies führt zu einer um 15 Minuten geänderten Lage in den Knoten Mannheim, Karlsruhe und Basel. Dies widerspricht den Abstimmungen mit den Bundesländern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie mit der Schweiz und steht diametral den Abstimmungen zum Deutschlandtakt im 3. Gutachterentwurf entgegen.
- Der Vorschlag zum 0030NS/1545OW-Knoten unterstellt Anpassungen zum Mengengerüst, die nicht mit den Stakeholdern abgestimmt sind, beispielsweise Mehrleistungen nach Bremen (1,5 statt 1 Zug/h) und Minderleistungen im Korridor Hannover – Kassel (-1Zug/h). Diese Vorschläge sind nur nach langwierigen Abstimmungen mit den Anbietern des Fernverkehrs, wenn überhaupt, konzeptionell umsetzbar.
- Ein 15/45-Knoten in Ost-West-Richtung in Hannover ist nicht kompatibel mit dem 00/30-Knoten in Braunschweig, der im Regionalverkehr stark ausgeprägt ist und auch durch die Fernverkehrs-Linien Berlin – Frankfurt/Karlsruhe bedient wird.
Die 31 Minuten sind eine Folge der Fahrzeit von 54 Minuten zwischen Hamm und Hannover. Letztere Zeitangabe ist wegen der Knoteneinbindungen „in Stein gemeißelt“. Die 31 Minuten zwischen Hannover und Bielefeld sind eine Folge der Lage von Bielefeld Hbf zwischen Hamm und Hannover. Es sind leichte Abweichungen denkbar, wenn das in den übrigen Abschnitten der Strecke Hamm – Hannover kompensiert werden kann und die Anschlüsse zum Nahverkehr in Bielefeld Hbf eine geringere Priorität haben. Bei einer Modifikation sind aber alle jetzt im Deutschlandtakt geplanten Anschlüsse in Hannover und in Hamm hinsichtlich ihrer planerischen Stabilität zu überprüfen. Der konzeptionelle Ansatz und die Notwendigkeit eines „schnellen“ Aus- und Neubaus zwischen Hannover und Bielefeld steht daher aus Sicht der Gutachter nicht in Frage.
Ein Ansatz zur Variierung der 31 Minuten sieht vor, die Fahrlagen bei einer Fixierung in Hamm und Bielefeld nach Osten um 3 – 4 Minuten zu verschieben und die Zeit bis Magdeburg im Idealfall ohne Ausbauten zu kompensieren. Dieser Vorschlag, der von Herrn Engel in die Diskussion eingebracht wurde, bedarf einer kleinräumigen Analyse der Zeiten in Hannover Hbf. Der kritische Faktor ist die Zugfolge der Züge nach Lehrte (und weiter nach Berlin und Braunschweig). Der 3. Gutachterentwurf sieht die folgenden Abfahrten vor:
- .03 FV nach Berlin
- .11 E nach Braunschweig
- .15 FV nach Berlin (zweistündlich)
- .19 E nach Wolfsburg
- .26 FV nach Berlin (zweistündlich)
- .33 FV nach Berlin
- .36 FV nach Braunschweig – Magdeburg
- .41 E nach Braunschweig
- .49 E nach Wolfsburg
- .55 FV nach Berlin
Denkt man den Vorschlag von Herrn Engel weiter (nur in eine Richtung und ohne eine Planung mit dem Planungstool Viriato durchzuführen), schieben sich die Fahrlagen nach Osten durch die in Hannover in diesem Beispiel 4 Min spätere Ankunft und Abfahrt des FV nach Berlin entsprechend der folgenden Auflistung, wobei eine Zugfolge von 3 Minuten angenommen wird, um ansatzweise dieselbe Qualität wie im 3. Gutachterentwurf zu antizipieren:
- .07 FV nach Berlin (4‘ später)
- .11 E nach Braunschweig (unverändert)
- .17 FV nach Berlin (2‘ später, da aus Amsterdam nur ein Teil der NBS genutzt wird)
- .20 E nach Wolfsburg (1‘ später)
- .29 FV nach Berlin (2‘ später, da aus Amsterdam nur ein Teil der NBS genutzt wird)
- .37 FV nach Berlin (4‘ später)
- .40 FV nach Braunschweig – Magdeburg (4‘ später)
- .43 E nach Braunschweig (2‘ später)
- .49 E nach Wolfsburg (unverändert)
- .55 FV nach Berlin (unverändert, da vmax : maximale Geschwindigkeit oder zulässige Höchstgeschwindigkeit. <strong>v</strong> steht für lateinisch <strong>v</strong>elocitas", Geschwindigkeit. <strong>max</strong> steht für maximal. In Deutschland dürfen Personenzüge maximal 300 km/h fahren. In Frankreich ist Tempo 320 für Personenzüge erlaubt.</p> ">Vmax =230km/h )
Aufgrund der 4‘ späteren Fahrlagen des FV Ri Osten entfallen unter anderem die folgenden Anschlüsse (aufgrund Fahrplansymmetrie nur eine Richtung dargestellt):
- NRW – Celle/Uelzen (3‘ statt 7‘ Umsteigezeit, dadurch Reisezeitverlängerung um 30‘)
- NRW – S-Bahn nach Bennemühlen (4‘ statt 8‘ Umsteigezeit, dadurch Reisezeitverlängerung um 30‘)
- NRW – S-Bahn nach Hildesheim (3‘ statt 7‘ Umsteigezeit, dadurch Reisezeitverlängerung um 30‘)
Darüber sind die Folgen für die geschobenen Linien des Regionalverkehrs näher zu beleuchten. Es sind folgende Konsequenzen erkennbar:
- Zu 2.: Aufgabe des Halbstundentaktes nach Braunschweig
- Zu 4.: Aufgabe des Halbstundentaktes nach Wolfsburg (oder Adaption zu untersuchen)
- Zu 8.: die Verschiebung um 3 Minuten dieser Linie (und ggf. der um 30‘ versetzten Lage) führt zu den folgenden Konsequenzen, die vermutlich nicht mit den Aufgabenträgern abzustimmen sind:
- Aufgabe der Wende von 10‘ in Braunschweig mit entsprechendem Fahrzeugmehrbedarf
- Alternativ: Verzicht auf Einrichten des neuen Haltes Braunschweig West
- Anspannung der Anschlüsse im Knoten Braunschweig
Eine Ergänzung des Deutschlandtakt s um heute stillgelegte, aber nicht angemeldete Strecken ist fachlich möglich. Je nach konkretem Fall ist diese aufwandsarm ohne Änderung des übrigen Zielfahrplanes umsetzbar. Im Einzelfall ist ein Abgleich mit dem Schienengüterverkehr oder der Kapazität in den Knoten erforderlich. Große Verlagerungseffekte im Güterverkehr oder gar neue Verbindungen im Fernverkehr sind nicht zu erwarten, da die Strecken sonst Element der Untersuchungen zum Bundesverkehrswegeplan gewesen wären.
Der Zielfahrplan bildet nicht nur das Fernverkehrsnetz, sondern auch den gesamten Nahverkehr sowie auch die prognostizierten Mengen des Güterverkehrs ab. Basis des Nahverkehrs waren die Anmeldungen der Länder. Aktuell nicht befahrene Strecken werden nur dann im Zielfahrplan unterstellt, sofern sie von den Ländern angemeldet sind oder Prognosen einen Bedarf im Schienengüterverkehr (SGV ) und Schienenpersonenverkehr (SPV ) begründen.
Wenn Strecken reaktiviert werden, werden die Auswirkungen auf den Schienengüterverkehr (SGV ) und den Personenverkehr (PV) berücksichtigt hinsichtlich der Kapazität auf den Strecken und Knoten des befahrenen Netzes.
Der Zielfahrplan enthält alle zu reaktivierenden Strecken, die von den Bundesländern im Rahmen genannt und angemeldet wurden. Die angemeldete Menge ist dabei von Land zu Land sehr unterschiedlich. Bisher nur politisch diskutierte Strecken sind nicht enthalten.
Sobald Länder weitere Strecken anmelden, können sie in den Deutschlandtakt im Rahmen einer späteren Fortschreibung des Zielfahrplans integriert werden. Planerisch ist dies mit in der Regel relativ geringem Aufwand möglich, da das hochbelastete Netz nicht immer tangiert wird. Zudem kann auf vorhandene Machbarkeitsstudien zurückgegriffen werden.
Der Deutschlandtakt senkt netzweit im Durchschnitt die mittleren Reisezeiten im Eisenbahnverkehr in Deutschland. Grund sind unterstellte Neu- und Ausbauten bzw. Angebotsverdichtungen im Gesamtnetz sowie Reaktivierungen regionaler Eisenbahnstrecken. Der genannte Slogan ist griffig und stammt aus dem politischen Raum. Er fasst die Ergebnisse der Planungen zum Deutschlandtakt knapp und anschaulich zusammen.
Der Nahverkehr ist von Beginn der Planungen an gleichrangiges Element des Deutschlandtakt es und in Abstimmung mit den Ländern bzw. Aufgabenträgern eingeplant. Zielkriterien sind vor allem gute Anschlüsse zwischen den Produkten in den Knoten und gute Zugverteilungen im Falle von verschiedenen Linien auf einer Strecke. Die Konzepte sind den veröffentlichten Netzgrafiken zu entnehmen.
Der 3. Gutachterentwurf ist Grundlage für die wirtschaftliche Bewertung gemäß Methodik des Bundesverkehrswegeplans (BVWP) und die darauf aufbauende Infrastrukturplanung als final anzusehen. Der Zielfahrplan wird aber regelmäßig im Ergebnis der Bedarfsplanüberprüfung unter Berücksichtigung einer neuen Verkehrsprognose aktualisiert.
Ein fortlaufender Austausch mit den Fachleuten hinsichtlich möglicher Fehlstellen oder Logikfehler ist aus Sicht der Gutachter immer denkbar und hilfreich, sofern die Konzepte auf derselben oder einer ähnlichen Detaillierungsebene und im Idealfall mit einer vergleichbaren Abstimmungsbasis korrespondieren. Dies ist bisher jedoch nicht zu erkennen. Eine isolierte Betrachtung von Einzelfällen ohne umfassende Netzbetrachtung mit den komplexen nationalen und internationalen Abhängigkeiten ist nicht zielführend.
Die Anschlüsse in Hannover Hbf sind aus Sicht der Gutachter für die Verbindungen sehr gut, die entweder sehr aufkommensstark sind, von den Aufgabenträgern prioritär gewünscht sind oder nur stündlich geplant sind. In der Ost-West-Verbindung ist ein ausgeprägter Halb- und Nullknoten geplant, während die Nord-Süd-Verbindungen im 15/45-Knoten ausgeprägt sind. Dies ermöglicht für zahlreiche Wegeketten die gewünschte Windmühle, also Umsteigeverbindungen z.B. von Bielefeld nach Hamburg oder von Bielefeld nach Frankfurt. Die einzige nicht optimale Umsteigeverbindung ist lediglich die Relation zwischen Bielefeld und München. Für diese Verbindung ist eine zweistündliche Alternativverbindung mit einer anderen FV-Linie vorgesehen
Je größer ein Netz ist, desto schwieriger ist es, alle Anforderungen vollständig zu erfüllen. Deswegen ist der Vergleich mit der Schweiz (Fläche und Einwohner stehen jeweils im Verhältnis von etwa 1:10) nur bedingt hilfreich. Auch in der Schweiz gibt es in nahezu jedem großen Knoten Anschlüsse, die nicht erreicht werden.